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Die Wohnungsbaugenossenschaft „Selbsthilfe" hat ihre Bautätigkeit in 1954 begonnen. Einige Männer, besonders Flüchtlinge und Ausgebombte, fanden sich zur Gründung dieser Siedlungsgenossenschaft zusammen mit dem Ziel, durch den Hausbau aus ihrer eigenen Wohnungsnot herauszukommen.

Durch die „Selbsthilfe" wurde das Baugelände von der Domänenverwaltung auf der linken Seite des Glockenbruchweges käuflich erworben, und zwar für drei Doppelhäuser und zehn Einzelhäuser. Nachdem der Geländekauf getätigt und die Bauplätze aufgeteilt und an die Mitglieder der „Selbsthilfe" weiterverkauft waren, wurde 1957 diese Wohnungsbaugenossenschaft wieder aufgelöst, da sie ihren Zweck erfüllt hatte.
Ein jeder Siedler hat mit eigenen Kräften und mit eigenen Mitteln sein Haus gebaut.
So sind drei Doppelhäuser und neun Einzelhäuser entstanden.
Die Häuser sind in Kettenbauweise am Glockenbruchweg entstanden. Die Doppelhäuser haben im Dachgeschoss eine
Dachgaube, so dass auch die Dachwohnungen helle und gut bewohnbare Räume haben.
Die Einzelhäuser haben einen Kniestock erhalten, wodurch die Dachwohnungen die gleiche Stellfläche haben wie die Parterrewohnungen.
Eine jede Wohnung hat zwei Zimmer, Küche und Bad. Grundstück und Haus sind sofort in das Eigentum der Siedler übergegangen.
Diese Siedlung ist auf der Gemarkung „Hinter dem Süster" entstanden und hat dem bebauten Teil Süsterfelds eine Ausweitung bis zum Brückenweg gegeben, an dem der Bach „Süster" dahinfließt.

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Die „Helleböhnsiedlung Kassel - Süsterfeld" ist geplant. Sie wird erbaut werden auf der jetzt noch landwirtschaftlich genutzten Fläche von etwa 300 000 qm zwischen der Leuschnerstraße, der Heinrich-Schütz-Allee, der Eugen-Richter-Straße und auf der Nordseite hineinragen in die schon in Kassel - Süsterfeld bestehenden Siedlungen.
Es ist der Bau von rund 2000 Wohnungen vorgesehen. Das gesamte Bauprojekt wird von der „Gewobag" Kassel durchgeführt. Jetzt ist schon mit dem Kanal- und Straßenbau und der allgemeinen Erschließung begonnen worden.
In diesem Jahr — 1957 — wird mit rund 300 Wohnungen angefangen, die im Frühjahr 1958 bezugsfertig sein sollen. In vier bis fünf Jahren wird das gesamte Bauprojekt, wenn sich keine besonderen Widerstände ergeben, zum Abschluss gekommen sein. Geplant ist die Errichtung von drei- und viergeschossigen Miethäusern, von ein- und zweigeschossigen Einfamilienhäusern und von zwei mehrgeschossigen Punkthäusern.
Innerhalb der neuen Siedlung soll durch die Anlage von Wohnstraßen und durch Vermeidung von direkten Verbindungen zwischen den an den Rändern des Wohngebietes entlang führend
Verkehrsstraßen der Durchgangsverkehr weitgehend eingeschränkt werden.
An den Wohnstraßen sind Bürgersteige nicht vorgesehen, weil die Fußgängerwege mitten durch die vorgesehenen Grünanlagen führen und die Wohnungen von dort erreicht werden können.
Am östlichen Eingang der Siedlung ist der Bau eines Lader Zentrums, sowohl in den Etagen der mehrgeschossigen Mietwohnungen, als auch in Form von Pavillonbauten vorgesehen.
Unweit dieser Gruppe wurde bei der Erstellung des Bebauungsplanes die Errichtung eines Gemeinschaftszentrums, der Bau eine Hochhauses für die Verwaltungsstellen (Bezirksamt, Post, Polizei) Sparkassenfilialen, Büros usw., sowie von Gemeinschaftsräume (Saal, Kino usw.) berücksichtigt.
Schon während des Bauens dieser Siedlung wird die Errichtung einer Schule in Kassel - Süsterfeld erforderlich. Sie ist geplant und wird auf der westlichen Seite der Eugen-Richter-Straße oberhalb des 3. Süsterfeldweges gebaut werden.
Die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde, die für eine Erweiterung vorgesehen war, wird in ihrer jetzigen Größe bestehen bleiben und nach dem Bau einer großen Kirche als Gemeindehaus Verwendung finden. Die neue Kirche, die ebenfalls während des Bauens der Helleböhnsiedlung erforderlich wird und gebaut werden soll, wird auf dem Kirchengelände oberhalb des jetzt fertiggestellten Pfarrhauses im 3. Süsterfeldweg erstehen. So werden Kirche und Schule des Stadtteils Süsterfeld nicht weit voneinander zu stehen kommen.

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Auf der Planzeichnung sind die Grenzen des vorgesehenen Hauptfriedhofs Kassel-West eingetragen, der im Bereich der evangelischen Kirchengemeinde Kassel - Süsterfeld liegt und sicherlich auch in den noch festzulegenden Grenzen des Stadtteils Kassel - Süsterfeld.
Dieser neue Friedhof wird eine Gesamtausdehnung von etwa 26 Hektar haben, von denen zunächst sechs bis acht Hektar zur Belegung vorgesehen sind; nach und nach wird der Friedhof bis zu seiner endgültigen Ausdehnung erweitert werden. Die ersten Mittel zum Ankauf von Grund und Boden stehen in diesem Jahr — 1957 — zur Verfügung. Wenn die Helleböhnsiedlung Kassel - Süsterfeld gebaut sein wird, werden auch sämtliche Vorarbeiten für die Belegung des Hauptfriedhofs Kassel-West beendet sein.

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Zum Abschluss sei eine Statistik angefügt, die einen Überblick gibt über den Anfang von Kassel - Süsterfeld 1932, über den jetzigen Stand — 1957 — und darüber hinaus, wie sich Kassel – Süsterfeld nach Abschluss der Helleböhnsiedlung — etwa 1962 — entwickelt haben wird:
 

 

1932

1957

1962

 

 

 

geschätzt

Gesamt - Einwohner

474

1341

8000

Wohnungen

108

347

2350

Haushaltungen

108

392

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Männliche Bewohner

252

679

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Weibliche Bewohner

222

662

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Schulkinder

152

140

850

Arbeiter

Sämtliche

436

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Angestellte

Siedler

118

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Beamte

waren bei

49

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Rentner

Baubeginn

88

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Selbstständige

Arbeitslos

26

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Der Rückblick auf 25 Jahre des Bestehens der Siedlung Kassel - Süsterfeld lässt dankbar erkennen, dass die im Jahre 1932 begonnene Arbeit stetig fortgeführt worden ist.
Die Siedler haben in allen Jahren, insbesondere nach den Kriegsjahren, die mancherlei Zerstörungen auch in Süsterfeld gebracht haben, an ihren Häusern weitergearbeitet und sie wesentlich verbessert. Aus den schlichten Häusern sind durch Verbesserungen und Verschönerungen Schmuckkästlein innerhalb der Siedlung geworden. Die später entstandenen Siedlungen sind in ihren Planungen und in den Bauausführungen gut in das bestehende
Gesamtbild eingefügt worden und haben Süsterfeld immer mehr zu einer bevorzugten Wohnstätte gemacht.
Die Stadtverwaltung ist besonders in den letzten Jahren ihren Verpflichtungen im Straßenbau nachgekommen und hat sämtliche Straßen der Siedlung gut hergestellt, so dass auch dadurch die Gesamtsiedlung einen gepflegteren Eindruck macht. Im Ausblick auf die vor uns liegenden Jahre, die uns den Bau der „Helleböhnsiedlung Kassel - Süsterfeld" bringen werden, müssen Stadtverwaltung und Kirchenverwaltung ihre besonderen Aufgaben erkennen und rechtzeitig für den Bau eines Bezirks-Gemeinschaftshauses, einer Schule und der geplanten Kirche Sorge tragen.
Wir selbst wollen weiterhin geschlossen zusammenstehen und so tatkräftig und opferbereit an die vor uns liegenden Aufgaben gehen, wie die Siedler ihr Werk begonnen und weitergeführt haben.

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Und dann war da noch der etwas andere Umzug:
Ende der fünfziger Jahre mussten die Siedler in Süsterfeld umziehen ohne die Koffer zu packen!

Die fünf Süsterfeldwege bekamen neue Namen
Dem 1. Süsterfeldweg wurde seine 1 genommen, also Süsterfeldweg
    2. Süsterfeldweg wurde Eifelweg
    3. Süsterfeldweg wurde Sollingweg
    4. Süsterfeldweg wurde Spessartweg
    5. Süsterfeldweg wurde Kellerwaldweg
Eines blieb allerdings, die vom 1. Süsterfeldweg durchlaufenden Hausnummern durften die Häuser behalten.
Also wird ein fremder Besucher in der Siedlung in vier Strassen vergeblich nach einer Nummer 1 Ausschau halten.
 

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