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Nachdem die Stadtrandsiedlung entstanden und aus einem Teil des weiten Domänengeländes Baugelände geworden war, wurde schon damals damit gerechnet, dass auch das übrige Domänengelände in den Bebauungsplan der Stadt Kassel einbezogen würde. Dabei sprach vor allem mit, dass das Domänengelände leichter und billiger erworben werden konnte als Privatgelände, aber auch die günstige und gesunde Lage von Süsterfeld.
Inzwischen war auch, von Jahr zu Jahr fortschreitend, aus der Primitivsiedlung eine kleine Gartenstadt geworden. Die Siedler haben sehr viel Zeit und Kraft und Geldmittel dafür verwendet, ihre Häuser immer besser herzurichten und in einen guten Zustand zu bringen. Sehr viele Häuser wurden durch Anbau wesentlich erweitert, der Außenputz wurde erneuert und verbessert. Die Hecken an den Straßenfronten und die Bäume in den Gärten und Grünanlagen wuchsen immer mehr, so daß im Sommer die gesamte Siedlung in einem Grün eingebettet liegt. Die Straßen, die einst Feldwege gewesen und an beiden Seiten begrenzt waren durch Abflussgräben, sind durch die Stadtverwaltung in einen guten Zustand gebracht und mit Bürgersteigen versehen worden. Auch die Eugen-Richter-Straße, die von der Druseltalstraße bis zur Leuschnerstraße durch die gesamte Siedlung verläuft, wird in nicht allzu ferner Zeit wesentlich verbreitert und in bestem Zustand sein. Die Kanalisation ist inzwischen ebenfalls durchgeführt worden, so dass die Abflussgräben an den Straßenseiten verschwunden sind; Wasserleitung, Gasleitung und die Leitungen für die Elektrizitätsversorgung sind gelegt, Telephonanschlüsse sind in geringer Zahl vorhanden, und ein öffentliches Fernsprechhäuschen ist 1956 neben dem Kirchengelände im zweiten Süsterfeldweg aufgestellt worden.

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Neben Einzelhäusern, die besonders im Glockenbruchweg und im Helleböhnweg gebaut wurden, sind es fünf Siedlungen, die in Kassel - Süsterfeld entstanden sind:
1. Stadtrandsiedlung Süsterfeld: 1932 — 1. bis 4. Süsterfeldweg und Glockenbruchweg.
2. Eigenheimsiedlung Kassel - Süsterfeld: 1934 — Marbachsweg und Glockenbruchweg.
3. Wohnungs- und Siedlungsbaugenossenschaft e.G.m.b.H. Kassel-Süd: 1947 — 5. Süsterfeldweg und Glockenbruchweg.
4. Wohnungsbaugenossenschaft „Selbsthilfe": 1954 — Glockenbruchweg.
5. Helleböhnsiedlung Kassel - Süsterfeld: 1957 — Gemarkung „Am Eichweg", „Die Hollunderbreite", „Auf dem Helleböhn", „An der Dönche" und am Feldbach „Der Süster".
Über die 1932 entstandene Stadtrandsiedlung wurde schon berichtet


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Die Eigenheimsiedlung Kassel - Süsterfeld ist 1934 im Marbachsweg und im Glockenbruchweg entstanden. Die Häuser wurden nicht durch einen Bauträger, sondern von einem jeden einzelnen Siedler mit eigenen Mitteln erstellt; 1933 wurde mit den ersten Häusern begonnen und 1935 das letzte Haus fertiggestellt. Während bei dem Bau der Stadtrandsiedlung 1932 die Siedler in Baukolonnen zusammengefasst und die Arbeiten an den Häusern gemeinsam durchgeführt wurden, wodurch die Siedler schon während der Bauzeit in eine Arbeitsgemeinschaft gestellt waren, blieben sich die Siedler der Eigenheimsiedlung zunächst fremd; ein jeder baute sein eigenes Haus, unabhängig von seinem Nachbarn.
Die Baugruben wurden zumeist selbst ausgehoben, der Hausbau aber einem Unternehmer übertragen.
Es sind schmucke Häuser, die innerhalb dieser Siedlung entstanden sind, umgeben von gepflegten Hausgärten. Durch Kriegseinwirkung sind, ebenso wie in der Stadtrandsiedlung 1932, eine ganze Anzahl Häuser, zum Teil mehrmals, zerstört oder schwer beschädigt worden. Inzwischen sind sie wieder aufgebaut.
Zu dieser Eigenheimsiedlung gehören 14 Doppelhäuser und drei Einzelhäuser.
In 1934/35 haben hier ihren Einzug gehalten: 31 Familien mit 110 Familiengliedern; davon waren 32 Männer, 31 Frauen und 47 Kinder.Die Eigenheimsiedler haben sich bald tätig in die Siedlergemeinschaft der Stadtrandsiedlung 1932 eingefügt. Insbesondere haben sie die Nöte und Sorgen während der Kriegs- und Nachkriegsjahre mitgetragen. In dieser gegenseitigen Hilfe sind beide Siedlungen in kurzer Zeit eine Gemeinschaft geworden.

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Die „Wohnungs- und Siedlungsbau-Genossenschaft e. G. m. b. H. Kassel-Süd" hat den gesamten 5. Süsterfeldweg bebaut und den daran angrenzenden Teil des Glockenbruchweges. Die Genossenschaft besteht in diesem Jahr — 1957 — zehn Jahre. Nur die Männer, die diese Genossenschaft gegründet, die geplant und die in jahrelanger Arbeit an den einzelnen Baustellen mit Hacke und Schippe, Lot und Kelle, Säge und Hammer gestanden, vermögen zu ermessen, wie viel Arbeitskraft sie eingesetzt und mit wie viel Mühe sie das gute Werk begonnen und durchgeführt haben. Es war ein kleiner Kreis von zwölf Personen, der sich am 13. Mai 1947 im Bezirksamt Kassel - Oberzwehren zusammenfand, um über die Gründung einer eingetragenen Genossenschaft zu verhandeln. Nach eingehender Beratung wurde die Errichtung einer Genossenschaft unter der Bezeichnung: „Wohnungs- und Siedlungsbau-Genossenschaft e. G. m. b. H. Kassel-Süd" beschlossen. Die Satzungen wurden von der Versammlung festgelegt, angenommen und von den Beitretenden unterschrieben. Am 26. November 1947 wurde die Genossenschaft in das Genossenschaftsregister bei dem Amtsgericht Kassel eingetragen. Der Bau und die Betreuung von Kleinwohnungen erfolgt in eigenem Namen. Der Gegenstand des Unternehmens ist auf den Geschäftsbereich des Stadtbezirks Kassel-Süd beschränkt. Der Eintritt bei dem Verband Süd-West-Deutscher Wohnungsunternehmen wird beschlossen. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit wird bei dem Regierungspräsidenten beantragt und auch im selben Jahr genehmigt. Das Eintrittsgeld in die Genossenschaft beträgt 10 RM, der Geschäftsanteil der Genossenschaftsmitglieder 300 RM, die Haftsumme 300 RM.
Durch den Währungsschnitt musste die Genossenschaft wieder von vorn beginnen. Die eingezahlten Geschäftsanteile und Eintrittsgelder wurden mit 6,5 Prozent aufgewertet. Am 31. Dezember 1948 waren 20 Mitglieder, und am 31. Dezember 1951 waren 100 Mitglieder zu verzeichnen. Bis zum eigentlichen Baubeginn waren sehr viele Schwierigkeiten zu überwinden. Es mussten langwierige Verhandlungen und Formalitäten mit den Behörden und der Stadt Kassel getätigt werden. Durch aufopfernde Tätigkeit und selbstlose Hingabe seitens des Vorstandes und Aufsichtsrates waren bis 1949 die Voraussetzungen geschaffen, dass mit dem Bau der ersten zwei Doppelhäuser auf dem Domänengelände Süsterfeld begonnen werden konnte. Arbeitsgruppen wurden gebildet, die im Juli 1949 mit Holzeinschlagen und Steinebergen eingesetzt wurden. Aus dem Werk Altenbauna sind 40 000 Backsteine geborgen worden. Anfang August 1949 wurde mit den Ausschachtungsarbeiten der ersten zwei Doppelhäuser angefangen. Es wurde ein Bauausschuss gebildet, der gleichzeitig auch als Bindeglied zwischen der Baugenossenschaft und den Baufirmen füngieren sollte. Am 2. November 1949 wurde das Richtfest der beiden Doppelhäuser im 5. Süsterfeldweg begangen, sie waren ganz in Selbsthilfe errichtet worden.
Anfang Juli 1950 wurde mit dem Bau weiterer vier Doppelhäuser begonnen. Diesmal wurden die Bauarbeiten an Baufirmen vergeben; nur das Ausheben der Baugruben und die Arbeiten für den Lehmschlag sind in Selbsthilfe durchgeführt. Das Richtfest dieser vier Doppelhäuser war im August 1950. Am 15. Dezember 1950 wurden die ersten zwei Doppelhäuser und im April 1951 die nächsten vier Doppelhäuser bezogen. Mit dem Bau der letzten zwei Doppelhäuser auf der linken Seite des  5.  Süsterfeldweges  ist Anfang  Juli  1951  begonnen worden.
Inzwischen hatte die Genossenschaft den Antrag auf Errichtung von 47 Wohnungen auf der rechten Straßenseite des 5. Süsterfeldweges gestellt. Diese Häuser sind nach dem Muster der Elgershäuser Siedlung erbaut worden, also ohne Stallungen. Am 21. März 1953 wurde mit den Ausschachtungsarbeiten auf dieser Straßenseite begonnen worden.
Inzwischen hatte die Genossenschaft den Antrag auf Errichtung von 47 Wohnungen auf der rechten Straßenseite des 5. Süsterfeldweges gestellt. Diese Häuser sind nach dem Muster der Elgershäuser Siedlung erbaut worden, also ohne Stauungen. Am 21. März 1953 wurde mit den Ausschachtungsarbeiten auf dieser Straßenseite begonnen.
In 1953 sind gebaut worden das Dreifamilienhaus mit der Geschäftsstelle der Genossenschaft und die beiden ersten Doppelhäuser auf der rechten Straßenseite. In 1954/55 folgten zwei weitere Doppelhäuser. In 1955/56 wurden drei weitere Doppelhäuser gebaut, mit denen die Bebauung des 5. Süsterfeldweges abgeschlossen werden konnte.
In 1956 ist mit dem Bau der neun Reihen-Einfamilienhäuser am Glockenbruchweg angefangen worden. Am 1. September 1957 sollen sie bezugsfertig sein.
Vorgesehen ist noch der Bau eines „Genossenschafts-Eigentums-Hauses" im Glockenbruchweg mit acht Wohnungen für die Mitglieder, die selbst ein eigenes Haus nicht bauen möchten. Insgesamt sind von der „Wohnungs- und Siedlungsbau-Genossenschaft  Kassel-Süd"  fertiggestellt:  19  Doppelhäuser,  ein  Dreifamilienhaus und neun Reihen-Einfamilienhäuser. Da Kanalisation, Wasser und Gas im 5. Süsterfeldweg schon gelegt sind, wird mit dem Ausbau der Straße durch die Stadt Kassel bald begonnen werden können.
Sämtliche Häuser im 5. Süsterfeldweg haben einen hellen Verputz erhalten, die Vorgärten sind gut in Ordnung gebracht und zum Teil mit Hecken bepflanzt, so dass auch diese Siedlung einen sauberen und gepflegten Eindruck macht.

 

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